School@home: Erste Erfahrungen aus dem Schulhaus

Rolf Eisenring ist Lehrer an der Oberstufe im Lindenhof. Hier berichtet er, welche Herausforderungen sich für Lehrer und Schüler in der aktuellen Situation stellen und wie man damit in seinem Schulhaus umgeht.

STG: Die Anforderung an einen Unterricht ohne persönlichen Kontakt zu realisieren kam unmittelbar und unerwartet. Wie ist dies bei Ihnen abgelaufen? Wie konnten Sie sich organisieren?

Rolf Eisenring: Mit dem Entscheid, dass die Schulen schliessen werden, haben wir von allen Jugendlichen, sowie deren Eltern die Mailadressen auf ihre Aktualität überprüft und wo nötig eingefordert. Einige Klassen haben schon mit duzzler.com, einem online-Aufgabentool gearbeitet. Andere Klassen haben sich am letzten Schultag ebenfalls noch eingeloggt. Den Jugendlichen wurde Arbeitsmaterial mit nach Hause gegeben. Dann nahm jede Klassenlehrperson auf, wie die einzelnen Jugendlichen IT-mässig ausgerüstet sind. Die Schule kann zurzeit keine IT-Geräte für den Hausgebrauch zur Verfügung stellen.

Die Jugendlichen sind sehr unterschiedlich ausgerüstet. Manche besitzen lediglich ein Smartphone. Somit müssen wir den Schüler*innen die Möglichkeit geben, gewisse Aufgaben ausgedruckt in der Schule abzuholen. Dafür kommen die Jugendlichen gestaffelt zur Schule. Am Wochenende wurde ich von Lukas Naef von der REY Informatik AG kontaktiert, ob Interesse und Notwendigkeit für ein Online-Tool für Homeschooling bestehe.

Wie sieht der typische Tagesablauf eines Lehrers momentan aus?

In der jetzigen Situation muss die Lehrperson Material für die SchülerInnen vorbereiten und zur Verfügung stellen, die Arbeitsleistungen kontrollieren und korrigieren, Online Hilfestellungen leisten, mit gemeinsamen Fixpunkten bei der Tagesgestaltung unterstützen. Regelmässige Kontakte zu den einzelnen SchülerInnen helfen den Jugendlichen mit der Situation umzugehen.

Was sind die aktuellen Herausforderungen aus Sicht Lehrer?

Die Erklärung der Lernaufträge ohne direkten Kontakt stellt eine grosse Herausforderung dar. Das Begleiten der Jugendlichen in ihrem Lernprozess, in der Berufswahl und nicht zuletzt das Motivieren aus der Ferne ist nicht einfach zu bewerkstelligen.

Wie konnte die Plattform school-at-home.ch die Lehrpersonen und Schülerschaft dabei unterstützen?

Die Plattform bietet eine Struktur, wo sowohl Jugendliche, als auch Lehrperson die Übersicht über die einzelnen Lernschritte haben. Die Jugendlichen können auf einfache Art und Weise ihre erledigten Aufgaben einreichen. In der direkten Kommunikation hilft die Videokonferenz, welch per Knopfdruck den Unterricht den Schüler*innen nach Hause bringt.

Die Eltern müssen sich jetzt alle neu organisieren, was definitiv zu gewissen Herausforderungen führt. Welche Herausforderungen sind das?

Die Eltern sollten ihre Kinder beaufsichtigen und einen strukturierten Tagesablauf einfordern. Die Schule gibt einen Tagesablauf nach Lektionen vor, welchen die Eltern kontrollieren sollen. Nicht in jedem Haushalt ist es einfach, den Jugendlichen mit Rahmenbedingungen zu helfen, bei denen sie ruhig und konzentriert arbeiten können. Eine weitere Herausforderung ist, dass das Handy zum Arbeiten gebraucht wird, über Chat und andere Funktionen jedoch ein Störpotential beinhaltet.

Was können Sie den Eltern mit auf den Weg geben?

Sehr viele der Jugendlichen brauchen die Führung der Eltern in den oben beschriebenen Bereichen. Dies beinhaltet einen geregelten Tagesablauf mit Arbeits- und Ruhephasen, aber auch mit Handyfreien Zeiten (gerade in der Nacht).

Herr Eisenring, vielen Dank für das interessante Gespräch.