Die Thurgauer Wirtschaft im Blick

Christian Neuweiler liegt die Wirtschaft des Thurgaus am Herzen. Seit über zehn Jahren ist er ehrenamtlicher Präsident der IHK Thurgau.

Sein eigenes Unternehmertum liegt in einem der ältesten Unternehmen in Kreuzlingen, der Neuweiler AG. Gegründet 1833 von Konrad Neuweiler als Schmiede und Schlosserei in Alt-Egelshofen, leitet Christian Neuweiler den Familienbetrieb. Wenn dem Vater von vier Kindern Zeit bleibt, liebt er es als “Seebueb” auf dem Bodensee Boot zu fahren. Der Verein Smarter Thurgau fragt Christian Neuweiler, welche Vorteile er in der Digitalisierung sieht und was es mit dem Projekt Digital Campus auf sich hat.

Digitale Transformation aus Unternehmersicht

Aus seiner Unternehmerbrille bedeutet die digitale Transformation eine Chance, effizienter in der Industrie zu werden. „Das Wort Effizienz ist in der Schweiz wichtig. Alles was wir effizienter gestalten können, ist wichtig. Viele Prozesse kann man digitalisieren. Hierfür sind zuerst die Prozesse zu strukturieren, zu definieren. Man muss fragen, wo bzw. an welchem Punkt kann man etwas automatisieren, digitalisieren und so effizienter machen. Gerade bei kleineren Betrieben ist das Definieren der Prozesse der Schlüssel zum Erfolg.“ Die Produkte im Anlagenbau sind zunehmend dahingehend ausgerüstet, dass sie eine Flexibilität bei der Wartung und Steuerung bieten. Daher nimmt der Softwareanteil im Anlagenbau, wo die Neuweiler AG tätig ist, stetig zu: “Die Anlage merkt selbst, wenn eine Wartung ansteht. Eine heutige Anlage aus unserem Portfolio der medizinischen Anlagen hat die Möglichkeit, dass die Trocknungszeit nicht nur manuell einstellbar ist, sondern die Trocknung automatisch läuft und der Luftdruck und der Volumenstrom des Wassers reguliert werden. Seit den letzten sechs Jahren ist im Anlagenbau viel passiert und die Verbesserungen der letzten Jahre basieren darauf, dass Sensoren die Vorgänge in der Anlage messen und mit diesen Daten können wir unsere Anlagen & Services stetig optimieren.“

Digitale Transformation aus Sicht der IHK Thurgau

In Bezug auf die IHK Thurgau, ein Verband von 650 Unternehmen, sind die Themen im Rahmen der digitalen Transformation vielseitig: „Züge werden getestet für ein autonomes Fahren. Es gibt neue Antriebssysteme. Mess-Sensoren spielen eine grosse Rolle, eigentlich das ganze Spektrum an Sensoren sind wichtig für die Digitalisierung in der Industrie.“
Eine branchenübergreifende, alltägliche Effizienzsteigerung sieht Christian Neuweiler in dem Thema der Videokonferenzen und dem damit verbundenen Wegfall der Pendelei zu Terminen. „Morgen haben wir eine Projektbesprechung mit einem Forschungsteam aus Aargau, wir sitzen hier in Kreuzlingen, dann kommt noch ein Projektpartner aus Zürich dazu; wir alle können uns per Videokonferenz kurz besprechen. Das sind zwar nur kleine, aber wichtige Effizienzgewinne. Auch für die Präsidialsitzungen der IHK sind wir sonst immer bei mir im Büro zusammengekommen; jetzt muss niemand mehr fahren, die Videokonferenzen laufen problemlos und jeder hat die Anwendung der Werkzeuge erlernt.“

Digital Campus - kurz und bündig

Die IHK Thurgau treibt zusammen mit dem Verein Smarter Thurgau das Projekt eines “Digital Campus” für den Thurgau voran. Einen Teil des Campus soll das “Thurgauer Institut für digitale Transformation - TIdiT” werden. Das An-Institut wird zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Thurgau, der Universität Konstanz und der Hochschule Konstanz für Wirtschaft, Technik & Gestaltung realisiert werden. Länderübergreifend wird der Fokus auf den Menschen im Zentrum der digitalen Transformation gesetzt, sog. „Human-Centered Digitalization“.

Ein Leuchtturm für die Region

Der Digital Campus soll die Region weiterbringen. Angetrieben von dem Fachkräftemangel, ist es für Christian Neuweiler ein grosses Anliegen diesen Leuchtturm zu realisieren. Er ist überzeugt, dass der Digital Campus mit seinen verschiedenen Elementen aus Bildung und anwendungsorientierter Forschung, der Region einen grossen Mehrwert bieten wird. „Der Thurgau ist ein Industriekanton, mehr noch als die meisten anderen Kantone. Gerade für unsere Industrie, unsere zukünftige Wertschöpfung, ist es wichtig, die digitale Zukunft gemeinsam zu gestalten. Man hat ein Zentrum, wo man weiss, da kann ich hingehen – über alle Cluster hinweg und nicht nur für Junge, auch ältere Leute sollen sich weiterbilden können, um die digitalen Werkzeuge zu erlernen.“ Der jetzige Projektstand sieht so aus, dass das volkswirtschaftliche Departement und Bildungsdepartement sich für die Realisierung des Zukunftsprojekt aussprechen. Projektplanerisch muss noch gefeilt werden, um auf der Finanzseite grünes Licht zu bekommen. „Uns ist klar, Bildung ist der zentrale Erfolgsfaktor in der Schweiz und deshalb müssen wir uns daransetzen, den Digital Campus 2022 aufzugleisen. Aber auch wenn die Resonanz positiv ist, es bleibt die Diskussion im Grossen Rat abzuwarten“.

Vertrauen in neue Technologien

Christian Neuweiler spricht sich für 5G aus. Wichtig ist ihm, dass die Menschen Vertrauen in die neuen Technologien bekommen. “Der Mensch und sein Vertrauen in neue Technologien ist der zentrale Fokus des geplanten Digital Campus. Dazu gehört beispielsweise auch, dass am Digital Campus Messungen durchgeführt werden, dass 5G und weitere Technologien nicht schädlich sind.“

Arbeit als Vorstand vom Verein Smarter Thurgau

Christian Neuweiler engagiert sich im Verein Smarter Thurgau und lobt: „Der Verein Smarter Thurgau hat die ganze Digitalisierungsfrage erstmals im Thurgau platziert und so die Anschubarbeit in Richtung Digitalisierung geleistet. Der Verein verfolgt mittlerweile interessante Projekte und die sollen am geplanten Digital Campus, institutionalisiert werden.“ Auch aus seiner ganz persönlichen Warte heraus wertschätzt Christian Neuweiler die Tätigkeiten und Personen des Vereins. „Der Vorstand ist vielseitig. Alles Persönlichkeiten, die Etwas in unserem Kanton bewegen können und beitragen. Ich freue mich, die Leute des Vereins bald persönlich zu treffen – der persönliche Kontakt zu den Mitgliedern ist mir wichtig.“

Weitere Auskünfte

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