Vernetzte Schulen

Die Schule Münchwilen macht sich digital fit

Seit Beginn des laufenden Schuljahrs müssen «Medien und Informatik» nach dem neuen Modullehrplan Volksschule Thurgau unterrichtet werden. Dafür baut die Schulgemeinde Münchwilen ihre IT nun schrittweise komplett um – und zwar auf Basis des von Smarter Thurgau initiierten Konzepts «Vernetzte Schulen».

Fazit von Lukas Weinhappl

«Wir werden im kommenden Sommer einen grossen Schritt nach vorne gemacht haben.» So lautet das Fazit von Lukas Weinhappl zum Umbau der ICT-Infrastruktur in der Schulgemeinde Münchwilen, welche er präsidiert.

Silo-Lösungen für jedes der drei Schulzentren Oberhofen und Waldegg in Münchwilen und dem Kastanienhof in St. Margarethen gehören dann ebenso der Vergangenheit an wie der hohe interne Unterhaltsaufwand und viel Handarbeit für administrative Prozesse. Offensichtlich wurde der Anpassungsbedarf nicht zuletzt im Zuge der laufenden Medien- und Informatikweiterbildung der Lehrpersonen. Wenn Schüler im Unterricht vermehrt Tablets und Laptops im Einsatz haben, dann muss die ICT-Infrastruktur reibungslos laufen. «Die gewachsenen, dezentralen Lösungen an den einzelnen Standorten waren für einen zeitgemässen Unterricht einfach nicht mehr geeignet» so Ollie Mummenthaler, Schulleiter im Kastanienhof. Auch die stetig wachsenden Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz, zum Beispiel im Umgang mit persönlichen Daten, erforderten neue Strukturen.

Umsetzung des Smarter Thurgau Konzepts
«Vernetzte Schulen»

Diese Herausforderungen und zwar nicht nur für die Schule Münchwilen, sondern sämtliche Volksschulen im Thurgau, wurden auch beim Verein Smarter Thurgau erkannt. Bereits 2018 wurde das Projekt «Vernetzte Schulen» auf die Beine gestellt, um für die Thurgauer Schulgemeinden ein praktisches Werkzeug für die Umsetzung des neuen Lehrplans zu entwickeln.

Dafür wurden 33 Vertretern der Thurgauer Schulen, Bildungsverbänden, kantonalen Stellen und einigen ICT Dienstleister für 30 Workshops und Arbeitstreffen mobilisiert. Die Projektleitung übernahm Dr. Maike Scherrer, Schulpräsidentin der Volksschulgemeinde Nollen und Vorstandsmitglied des Vereins Smarter Thurgau. «Wir wollten eine grosse Wissensbasis nutzen und Synergien zum Tragen bringen.» begründet Maike Scherrer die breite Abstützung. Dies ist am Ende auch gelungen. Nun steht ein flexibles und modulares Konzept zur Verfügung, welches jede Schule so nutzen kann, wie sie es braucht.  Im Kern wurde ein tragfähiges pädagogisches Konzept für den Medien und Informatik Unterricht erarbeitet, welches Grundlage für die notwendigen technische Modernisierung ist. Aus einem «Modulbaukasten», das technische Konzept, können die Schulgemeinden verschiedene Handlungsfelder für die notwendige Modernisierung ihrer ICT zusammenstellen. In Münchwilen hat man die Ergebnisse des Smarter Thurgau Projekts gerne aufgenommen. Das pädagogische Konzept diente als Grundlage, um den Bedarf an ICT Infrastruktur, Hard- und Software, abzuleiten. «Das Konzept hat bei uns das Bewusstsein geschärft, welche Dinge wir in Angriff nehmen müssen, was wir wollen und wie wir dies konkret umsetzen können», so Lukas Weinhappl. Damit war es auch einfacher, den externen Partnern klare Anforderungen zu kommunizieren.

Netzwerkmanagement, Software und Automation im Vordergrund

Dass externe Profis zukünftig die Instandsetzung und den Betrieb sicherstellen sollen, war schnell klar. Zwar konnte der bisherige Betrieb durch den grossen Einsatz mehrerer Lehrpersonen am Laufen gehalten werden. Mit den gestiegenen Anforderungen verlässt man sich nun aber lieber auf Spezialisten, die in der Schule so nicht aufgeboten werden können.

Für das gesamte Netzwerk bis und mit Zugang zum WLAN in den Klassenräumen ist ab dem Sommer die EKT Digital Services zuständig, welche für KMU, Schulen und Verwaltung ein kantonsweites Datennetz und ein eigenes Datacenter in Frauenfeld betreibt, wie ihr Leiter, Andreas Plüer, betont. Die notwendige Software und deren laufender Unterhalt sowie das gesamte Gerätemanagement liegt in den Händen der Rey Informatik, welche viel Erfahrungen aus KMUs vergleichbarer Grösse wie die Schule Münchwilen mitbringt. Die spezielle Schulverwaltungssoftware des Start-ups Pupil wird für ein zentrales Datenmanagement genutzt und um die «Zettelwirtschaft» bei administrativen Prozessen durch automatisierte Lösungen zu ersetzen. Neu für die Schule ist dabei insbesondere die Abwicklung der Schul-ICT als Einkauf verschiedener Services. Das gemanagte WLAN wird quasi wie Strom und Wasser bestellt, der Lieferant muss dafür sorgen, dass alles vorhanden ist und jederzeit läuft. Drucker werden nicht mehr gekauft, sondern gemietet, um den Ersatz leerer Patronen kümmert sich ebenfalls der Lieferant.

Das Beste für die SchülerInnen immer im Blick

Die Notwendigkeit der Neuorganisation war schnell allen Beteiligten klar, dass so viele Dinge auf einmal angepackt werden müssen, hat aber auch zu Skepsis geführt. Grosser Veränderungswille seitens der Fachlehrpersonen sowie ein klarer Entwicklungsplan mit entsprechenden Meilensteinen und regelmässige Sitzungen mit allen Partnern hat dem Projekt aber an Komplexität und Unübersichtlichkeit genommen.

Ausserdem überzeugte auch die klare pädagogische Absicht hinter allem: letztlich sollen Kinder beste Lernbedingungen und -möglichkeiten bekommen und die Lehrpersonen mehr Zeit für ihre eigentliche Arbeit gewinnen. Pädagogik statt Informatik, Unterrichten statt Verwalten, lautet das Motto. Ollie Mumenthaler fasst zusammen: «Die vielen verschiedenen Teilprojekte mit ihren gegenseitigen Abhängigkeiten sind herausfordernd, aber wir schaffen damit die Voraussetzungen für einen modernen Unterricht.» Nicht zu unterschätzen sei, dass man sich damit auch als attraktiver Arbeitgeber positioniere.

Erster Schritt

In einem ersten Schritt werden vor allem Verwaltung und Lehrpersonen von der ICT-Neuorganisation profitieren, ab dem kommenden Sommer werden die positiven Ergebnisse dann auch schrittweise für SchülerInnen und Eltern spürbar.

Finanziell werde das Ganze wohl ein Nullsummenspiel. «Für gewisse Bereiche werden wir zukünftig mehr ausgeben, dafür sparen wir an anderen Orten. Wenn mittelfristig der interne Supportaufwand noch sinkt, dann liegt sogar eine finanzielle Verbesserung drin» resümiert Lukas Weinhappl. Und man müsse auch die nicht in Franken und Rappen aufzuwiegenden neuen Möglichkeiten und die gesteigerte Nutzerfreundlichkeit berücksichtigen. Die neue ICT-Infrastruktur erlaube defacto bis anhin undenkbare Lösungen.

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