Co-Working nimmt auch im Thurgau Fahrt auf

Co-Working ist längst nicht mehr nur in Grossstädten anzutreffen. Auch im ländlichen Raum bieten sich Möglichkeiten für Co-Working.

Im Kanton Thurgau gibt es bereits acht Co-Working-Standorte: Steckborn, Kreuzlingen, Bottighofen, Weinfelden, Frauenfeld, Aadorf, Amriswil und Eschlikon. Mit der Möglichkeit von Co-Working wird die Anbindung zur ländlichen Struktur erhalten und damit die lokale Wirtschaft im Thurgau gestärkt.

Info-Box

An sich heisst Co-Working gemeinsam arbeiten und bezeichnet einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz. Co-Working ist eine Arbeitsform, bei der Start-ups, Kreative, Selbständige und Mitarbeitende etablierter Unternehmen unter einem Dach, im „Co-Working-Space“ vereint sind. Die/der Co-Worker mietet einen Schreibtisch oder ein Büro in dem Gemeinschaftsgebäude an und arbeitet individuell oder gemeinsam mit Kollegen*innen an Projekten.

Was ist Co-Working?

Die ursprünglich im Silicon Valley entstandene Arbeitsform von Co-Working bezeichnet einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz, den sich mehrere Menschen teilen. Kennzeichnend für Co-Working sind grosse offene Räume, wie Lofts, ehemalige Fabrikhallen und Grossraumbüros. Dabei ist es jedem Co-Worker selbst überlassen, wie regelmässig sie/er den Co-Working-Space nutzt. Der Arbeitsplatz kann stunden-, tage- oder wochenweise gebucht werden, was flexibles Arbeiten ermöglicht und Kosten im Gegensatz zu einem eigenen Büro spart. Bei einem Co-Working-Space wird nicht nur der Arbeitsplatz angeboten, sondern auch die benötigte Infrastruktur zum Arbeiten: Internet, Drucker, Scanner, Telefon, Beamer und bei Bedarf Besprechungsräume sowie Begegnungsräume für einen gemeinsamen Kaffee.

In den sieben Thurgauer Co-Working-Spaces ist die Szene an Co-Workern bunt gemischt. Zur Zielgruppe der Co-Working-Spaces im Thurgau gehören mittlerweile sämtliche Berufsgruppen, wie Freiberufler, Kreative, kleine Start-ups, digitale Nomaden, Selbstständige, Angestellte in bestimmten Projekten, Freelancer, Designer, Berater und Gründer*innen. Auch die Branchen sind vielfältig: Marketing und PR, Design, IT und Programmierung. Sie alle schätzen das flexible Arbeiten und den produktiven Austausch untereinander. Gerade aufgrund der bunten Mischung können die Thurgauer Co-Working-Spaces ein Nährboden für innovative Ideen und Geschäftsmodelle sein. Hier gewonnene Kontakte bringen das eigene Business voran oder können zu Neuaufträgen führen.

Co-Working und VillageOffice

Die sieben Thurgauer Co-Working-Standorte sind Partner von „VillageOffice“.

Die VillageOffice Genossenschaft fördert neue Arbeitsformen und baut hierzu ein schweizweites Netzwerk mit den lokalen Co-Working-Anbietern auf. Bis 2030 wird beabsichtigt, dass jede Person in der Schweiz ihren nächsten Coworking Space innerhalb von 15 Minuten per Velo oder ÖV erreichen kann.

Interview mit Cornelia Hasler

Wir sprachen mit Cornelia Hasler-Roost, Regionalpartnerin bei VillageOffice zum Thema Co-Working im ländlichen Raum: „Auf dem Land funktioniert Co-Working anders als in der Stadt. Hier gilt: Community first! Die Leute vor Ort müssen miteinbezogen werden.“ Der Co-Working-Space und gerade die gemeinsamen Veranstaltungen stärken das Wir-Gefühl in der Community und das Wissen wird durch Networking, Events und Workshops geteilt. Im ländlichen Raum ist ein Co-Working-Space ein wichtiger Begegnungsort für Arbeit und mehr: „Co-Working fördert den Austausch von Wissen, Ideen und branchenübergreifenden Kontakten. Eingebettet in ein lokales Dienstleistungsnetzwerk, wie zum Beispiel in eine Bäckerei, ein Café oder eine KiTa, kurbelt Co-Working die lokale Wirtschaft an und unterstützt somit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben.

In den Schweizer Co-Working-Standorten der Grossstädte tummelten sich anfangs vor allem frisch gebackene Gründer*innen. Zunehmend entdecken aber auch etablierte Unternehmen das Konzept des Co-Working. Sie entsenden ihre Mitarbeitenden für bestimmte Projekte in einen Co-Working-Space, um intensiv an kreativen und neuen Ideen zu tüfteln. Dies ist auch ein Trend im ländlichen Raum. Gibt es keine Co-Working-Möglichkeit im ländlichen Raum, so berät und begleitet Frau Hasler von VillageOffice die lokalen Akteure. Sie beobachtet, dass sich meist eine eigene Community oder ein Verein zum Aufbau vor Ort bildet: „Auf dem Land bauen die Menschen vor Ort ihren Co-Working-Space selber auf.“ Dabei betont Frau Hasler: „Oft müssen die Angewohnheiten geändert werden. Das heisst, nicht unbedingt jeden Tag zur Arbeit pendeln, sondern vor die Türe schauen, ob in meiner Region Co-Working angeboten wird.“