Wir müssen wieder lernen, in der Schweiz zusammenzuhalten

Oliver Dürr, ehemaliger Managing Director der Mowag in Kreuzlingen, ist seit Oktober 2021 Head of Business Unit Air Defence and Radar Systems & CEO Rheinmetall Air Defence AG in Zürich. Der Industriestandort Schweiz liegt dem gelernten Maschinenmechaniker sehr am Herzen. Als Vorstandsmitglied des Smarten Thurgaus interessiert uns seine Einstellung zur digitalen Transformation.

CAD-Programme in der Fertigung

Zur Anfertigung von Fertigungsunterlagen kommen vor allem in der Industrie bei der Planung aufwendiger Anlagen und Maschinen CAD-Programme („Computer-Aided Design“) zum Einsatz. Für die technischen Zeichnungen, Montagepläne oder Stücklisten müssen Gewinde, Schrauben und Zahnräder eindeutig zu erkennen, präzise vermasst und exakt benannt werden. „Das Wissen zu rechner- bzw. computer-unterstützter Entwicklung & Konstruktion und die Anwendung von CAD-Programmen sind heutzutage unerlässlich“, sagt Oliver Dürr. „Da dabei die Programme laufend weiterentwickelt werden und durch Machine Learning, als ein Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz, aus den Erfahrungen heraus Wissen generiert werden kann, lässt sich dieses Wissen verallgemeinern und für die Analyse und Problemlösung verwenden“, führt Oliver Dürr weiter aus. Ebenfalls können mit einer CAD-Software die erstellten Modelle direkt produziert werden. Die am Rechner konstruierten Modelle lassen sich in Form eines 3D-Modelles aus den 3D-CAD-Daten als Ganzes herstellen. Oliver Dürr geht davon aus: „Wenn die Weiterentwicklung der bereits heute sehr intelligenten Maschinen und Programme mit Hochdruck vorangebracht wird, werden wir enorm von diesen Erkenntnissen profitieren können. Ein durch Künstliche Intelligenz erstellter Fertigungsvorschlag wäre in 5 bis 10 Jahren denkbar.“

Innovationskraft im Thurgau

„Der Thurgau ist innovativ, hat eine grosse industrielle Basis mit Zulieferern und pflegt beste Beziehungen zur Wissenschaft. Entscheidend dabei ist, dass wir wieder lernen müssen, in der Schweiz zusammenzuhalten, Energien zu bündeln, voneinander zu lernen und zu profitieren. Heutzutage können sich Unternehmen über verschiedene Portale zusammenschliessen, Anfragen und Aufträge zusammenführen und ein Thema oder einen Auftrag gemeinsam bearbeiten. Die „Virtuelle Fabrik“ der HSG ist zum Beispiel eines dieser Netzwerke, welches seit geraumer Zeit genau diese Ziele verfolgt. Und solche neuen Wege zu gehen, kann uns wirklich weiter voranbringen.“

Wie lässt sich der Verein Smarter Thurgau umschreiben?

„Die Mitglieder bewegen sich in den unterschiedlichsten Branchen, sie sind engagiert und motiviert und möchten etwas bewegen – eine optimale Networking Plattform und ein funktionierendes Ecosystem. Jedes Mitglied bringt sich und seine Ideen ein und selbst wenn eine Idee anfänglich abwegig erscheint, wird diese besprochen und geprüft. Wir profitieren gegenseitig von unserem vertrauensvollen Austausch, von unseren Erfahrungen und der gemeinsamen Suche nach Lösungsansätzen, gerade auch in aktuellen Themen wie der Digitalisierung.“

Angst vor der digitalen Transformation seitens Mitarbeitenden

„Heute können die Auszubildenden viel mehr als wir zu unserer Zeit. Sie sind digital fit und haben gelernt, einfach mal etwas auszuprobieren. Die älteren Mitarbeitenden sind da zaghafter und handeln wesentlich vorsichtiger. Meiner Meinung nach macht es die Mischung zwischen Tradition & Handwerk und zeitgemässen Arbeitsmitteln, wie eben den CAD Programmen. Unsere Berufe in der Industrie waren bei den ersten, die mit Computerunterstützung gearbeitet haben, und trotz solcher Programme braucht es auch immer noch ein handwerkliches Können, um zu entscheiden, welches Werkzeug für welchen Arbeitsschritt auszuwählen ist. Das Grundwissen darum, was in einer Maschine passiert, kann die Digitalisierung nicht ersetzen. Angst vor der Digitalen Transformation braucht meines Erachtens niemand haben. Und diese Botschaft muss bei jedem Mitarbeitenden in jedem Unternehmen ankommen. Sobald die Digitale Transformation als „Modewort“ verwendet wird, entstehen Unsicherheiten und Ängste, da oft nicht klar ist, was dies genau bedeutet und welche Auswirkungen dieser Prozess auf das eigene Arbeitsumfeld hat. Wir Arbeitgeber müssen unsere Mitarbeitenden über die Themen Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz ausreichend aufklären, damit sie wissen, dass der eigene Arbeitsplatz durch diese Veränderungen nicht gefährdet ist.“

5G - unabdingbar

„5G ist aus meiner Sicht ein Muss: Es sorgt für schnelleres und zuverlässigeres mobiles Internet und eröffnet auf der ganzen Welt und in vielen Bereichen zahlreiche neue Möglichkeiten. Auch hier muss Aufklärungsarbeit geleistet werden – jeder sollte verstehen, dass wir von diesen Entwicklungen nur profitieren können und auch nur so Teil der sich ständig verändernden digitalen Welt bleiben. In der Schweiz muss sich in diesem Thema noch viel tun.“

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