Ökobilanzierung für Gemeinden

Fundierte Entscheidungsgrundlagen für umweltpolitische Entscheide und Massnahmen

Die digitale Transformation ermöglicht die Anwendung neuer Methoden und Prozesse auch im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit. Mit der Ökobilanzierung für Gemeinden wird eine praktische Anwendung geliefert und auch ein überzeugender Anwendungsfall für die Nutzung von Open Governement Data geschaffen.

Das Ökobilanzierungsprojekt der Region Oberthurgau, welches zusammen mit dem Verein Smarter Thurgau und der OGD Koordinationsstelle lanciert wurde, verfolgt das Ziel, eine umfassende, standardisierte und skalierbare Ökobilanz für Städte und Gemeinden zu erlangen. Die erarbeitete Methodik soll auf Ebene der Gemeinde, einer Stadt oder eines Kantons angewendet werden können. So soll mit der Lösung ein bessere Entscheidungsgrundlage für umweltpolitische Massnahmen an die Hand gelegt werden.

Um was geht es?

Im Rahmen des Projekts wird in acht Pilotgemeinden und -städten der Region Oberthurgau eine standardisierte und skalierbare Vorgehensweise und Methodik für die Erstellung einer umfassenden Ökobilanz erarbeitet und umgesetzt.

Im Rahmen der Ökobilanzierung für eine Gemeinde oder Stadt werden zunächst verschiedene Umweltwirkungen erfasst. Dazu gehören eine ganze Reihe von Emissionen in Boden, Luft und Wasser. Sehr geläufig ist der CO2 Ausstoss durch Verkehrsträger, Produktion und Heizen. Es gehören aber auch Dinge wie Gewässer- und Bodenbelastung durch Schadstoffe oder Licht- und Lärmemissionen dazu. Alle diese Belastungen werden in einer Ökobilanz möglichst vollständig erfasst und zunächst dokumentiert. Dazu dienen Daten, die aus verschiedenen Quellen stammen:

  • Statistiken von Bund und Kantonen, die als Open Governement Data oder anderweitig verfügbar sind
  • Daten der Gemeinden, die bereits verfügbar sind oder ggf. auch erst erhoben werden müssen

 

Methodik

Die Vorgehensweise umfasst die Definition und Erarbeitung aller notwendigen Arbeitsschritte für die Erstellung einer Ökobilanz auf Gemeindeebene: von der Datenbeschaffung über die Bilanzerstellung bis hin zur Kommunikation. Ein wichtiger Schritt ist die Beschaffung und Verknüpfung der Daten. Allerdings ist damit das problem der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Umweltwirkungen nicht gelöst.

Dies leistet die „Methode der ökologischen Knappheit (MöK)“ auf Gemeindeebene (BAFU, Ökobilanzfaktoren Schweiz gemäss der Methode der ökologischen Knappheit, 2013). Die Methodik bringt es zustande, die verschiedenen Auswirkungen mit  Umweltbelastungspunkten zu bewerten, die auch miteinander vergleichbar sind.

  • Statistiken von Bund und Kantonen, die als Open Governement Data oder anderweitig verfügbar sind
  • Daten der Gemeinden, die bereits verfügbar sind oder ggf. auch erst erhoben werden müssen

 

Und wie sehen die Ergebnisse aus?

Mit Abschluss des Projekt soll ein einsatzbereites Vorgehensmodell und eine validierte Methodik zur Nutzung auf Gemeindeebene vorliegen.


Umwelt-Monitoring Instrument

Gemeinden steht ein umfassendes Umweltmonitoring-Instrument zur Verfügung. Durch die Bewertung kann verglichen werden, bspw. ob das kg CO2 oder das kg Feinstaub oder das kg Nitrat ins Grundwasser gravierendere Umweltwirkungen hat.

Lokalisierung

Umweltauswirkungen werden konkret lokal abgebildet (z.B. Energieverbrauch, Treibhausgase, Wasserverschmutzung, etc.) und bekommen einen Platz neben den globalen Themen wie Treibhauseffekt usw. Sauberes Trinkwasser, Gebäudeeffizienz, saubere Luft etc. werden damit viel greifbarer.

Mehr und bessere Daten

Bessere und regelmässig aktualisierte Daten über alle Umweltbereiche. Rohdaten werden veredelt, zusammengeführt und auch für die Mehrfachnutzung zugänglich.

Was bringt es?

  • Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Verwaltung (Gemeinden, Städte, Kanton) profitieren von einer deutlich besseren Entscheidungsgrundlage für umweltpolitischen Massnahmen (bspw. Gewässerschutz, Verkehrsplanung, Energieförderung, Klimaschutz, Raumplanung usw.). Bisher werden oftmals nur Messgrössen zum Energieverbrauch und den CO2-Emissionen einbezogen.
  • Verschiedene Massnahmen lassen sich besser abwägen und deren Wirksamkeit besser evaluieren. Mit Hilfe der Ergebnisse aus der Ökobilanzierung kann besser abgeschätzt werden, wo Handlungsbedarf besteht und welche Massnahmen ergriffen werden sollen und wie diese wirken.
  • Investitionen in umweltpolitische Massnahmen können gezielter mit einem optimalen Nutzen gegenüber der lokalen Bevölkerung begründet werden. Die Bürgerinnen und Bürger können dank der Ergebnisse der Ökobilanzierung nachvollziehen, warum bestimmte Massnahmen ergriffen werden und deren Wirkung durch regelmässig Neuauflagen der Ökobilanzierung überprüfen.
  • Gemeinden können die Ökobilanzierung für die Entscheidungsfindung aber auch für Zwecke der Positionierung, Imageförderung und des Standortmarketing unmittelbar nutzen.
  • Ein standardisierte Ökobilanz ermöglicht Vergleiche des Fußabdruckes und das gegenseitige Lernen in Bezug auf umweltpolitischen Fragen. Ausserdem lassen sich Daten von kommunaler Ebene auf Kantonsebene aggregieren und damit ebenfalls nutzen, um bspw. kantonale Förderprogramme für bestimmte Massnahmen besser abgestützt und mit gezielter Wirkung aufzusetzen.
  • Ein Grossteil der benötigten Daten werden bereits als Open Government Data (OGD) vom Kanton bereitgestellt resp. können von Kanton und Gemeinden mittelfristig als OGD publiziert werden. Damit zeigt das Projekt die Vorteile und die konkrete Nutzung von offenen Behördendaten an einem Use Case und fördert der Ausbau des OGD-Angebots, zwei Massnahmen, auf welche die aktuellen Regierungsrichtlinien 2020‑2024 und die Strategie Digitale Verwaltung des Kantons Thurgaus Bezug nehmen.

Infobox

Seit 2017 stellt der Kanton Thurgau geeignete Daten der Kantonalen Verwaltung als Open Government Data (OGD) bereit. Daten, welche im Rahmen der Verwaltungsarbeit produziert, gesammelt und verarbeitet werden, sollen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, damit deren Potential besser ausgeschöpft werden kann.

Um die Datenpublikation wie auch die Datennutzung zu fördern, hat die OGD-Koordinationsstelle des Kantons Thurgau in Zusammenarbeit mit dem Verein Smarter Thurgau das Projekt Ökobilanzierung initiiert. Mehr erfahren:

Projekt Partner

Sie haben Fragen zum Projekt?

Möchten Sie am Projekt mitwirken oder haben Sie Interesse den Ansatz in ihrer eignen Gemeinde / Stadt in den Einsatz zu nehmen? Mit dem verlinkten Formular können Sie direkt mit uns in Kontakt treten.