Akzeptanz und Erfahrungen mit Home-Office bei Thurgauer Gemeinden und Unternehmen

Home-Office ist seit Beginn der Corona-Pandemie zum Dauerbrenner-Thema geworden. Smarter Thurgau hat ausgewählte Gemeinden und Unternehmen zu Ihren Erfahrungen befragt. Die Gespräche zeigten, dass die MitarbeiterInnen in der Corona-Zeit stärker vom Home-Office Angebot Gebrauch machten und auch machen mussten. Die Feedbacks zeigen, dass die Erfahrungen von Gemeinden und Unternehmungen vergleichbar sind.

Die Parameter für ein «erfolgreiches» Home Office wurden mit der zur Verfügung stehenden Infrastruktur, dem lückenlosen Zugriff auf alle benötigten Dokumente und Informationen, einem ruhigen Arbeitsklima, Selbstdisziplin, der Einhaltung vom Datenschutz und vor allem dem Arbeitsinhalt definiert. Besonders Arbeiten, die höhere Konzentration fordern und selbständig ausgeführt werden können, sind gut für Home-Office geeignet. Genannt wurden im Speziellen: administrative, projektspezifische und auch strategische Tätigkeiten.

Was spricht für das Arbeiten zuhause?

Das Arbeiten von zu Hause kann zu Effizienzsteigerungen führen, da oft besser organisiert und strukturierter gearbeitet wird. Mit Videokonferenzen können Sitzungskosten eingespart werden, da zum Beispiel keine Wegkosten anfallen. Zudem hat diese Konferenzform den positiven Seiteneffekt, dass man sich in den Meetings auf das Wesentliche beschränkt und Dinge fokussierter angeht.

Mit der neuen Arbeitsmethode gewinnen die Mitarbeiter an Flexibilität. Neue Formen von Work-Life Balance sind möglich, mit denen Gemeinden und Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver werden. Ausserdem etabliert sich oft ein neues Vertrauensverhältnis zum Vorgesetzten.

Hervorgehoben werden von beiden Seiten (Gemeinden und Unternehmen), dass die Digitalisierungs-bestrebungen durch das angeordnete Home Office befeuert wurden und nun auf breitere Akzeptanz bei den ArbeitnehmerInnen stossen.

Welche Nachteile bringt Home-Office mit sich?

Die Umfrage hat auch mögliche Risiken und die Schwächen der Arbeitsform beleuchtet. Die Kommunikationswege müssen durch die räumliche Distanz vorab besser koordiniert werden – Spontanität gestaltet sich eher schwierig. Zudem wurde festgestellt, dass ein zielführender Austausch zu kontroversen Themen oder bei Arbeiten, wo erhöhter Redebedarf gefragt ist, nur beschränkt mittels Videokonferenzen ermöglicht wird. Fragen wurden auch zu einigen Prozessen aufgeworfen, die sich durch das Arbeiten zu Hause schwieriger gestalten: Wie soll die Postverteilung neu organisiert werden? Wie wird in den eigenen vier Wänden der Umgang mit sensiblen Daten gehandhabt?

Hans Mäder (Gemeindepräsident Eschlikon) führt dazu aus: «Im Gemeindeumfeld ist es weiter so, dass die meisten Mitarbeitenden nicht mehr in der Gemeinde wohnen, wo sie arbeiten – wenn sie nun auch die Arbeit von zuhause aus erledigen können, geht die Verbindung zum Dorfleben allenfalls ganz verloren.»

Die grösste Schwierigkeit bildet bei der Kontroverse Home-Office der Verlust des persönlichen Kontakts, welcher nicht unterschätzt werden sollte. Robin Marke (Witzig The Office Company) hat dies treffend formuliert: «Wir arbeiten mit Menschen, Arbeit hat einen sozialen Aspekt, wir wollen Menschen begegnen und dies ist mit Zoom nur bedingt möglich und kann die persönliche Begegnung nie ersetzen».

Hat Home-Office eine Zukunft bei Thurgauer Arbeitgebern?

Die unterschiedlichen Erfahrungen mit Home-Office, die durch die Befragten vor und während der Corona-Pandemie gemacht wurden, zeigen Vorteile aber auch Nachteile. Die Umfrage-Teilnehmer sind sich einig, dass diese neue Arbeitsform auch in Zukunft in einer Mischform Bestand haben wird. Mit einem gesunden Mass an «Vorort und Home-Office Arbeit» lässt sich die Zufriedenheit der Angestellten, die Kreativität, das Vertrauensverhältnis und wohl auch die Effizienz steigern. Klar ist, dass das Arbeiten zuhause nicht etwas für jedermann ist und abgeschätzt werden muss, für wen und für welche Tätigkeiten Home-Office eine bereichernde Arbeitsweise darstellt.


Ein herzlicher Dank geht an die Thurgauer Gemeinden / Städte und Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben

Patrick Hangartner, Raumwerke AG
Nicole Widemann, FELA Management AG
Robin Marke, Witzig The Office Company AG
Isabelle Keller, TIT Imhof Gruppe

Franz Zaugg, Gemeinde Homburg
Gabriel Macedo, Stadt Amriswil
Thomas Niederberger, Stadt Kreuzlingen
Hans Mäder, Gemeinde Eschlikon
Michael Christen, Stadt Bischofszell
Anders Stokholm, Stadt Frauenfeld
Ruedi Zbinden, Gemeinde Bussnang
Eveline Mezger, Gemeinde Egnach