Amlikon-Bissegg bei digitalen Innovationen einen Schritt voraus

Als Gemeindepräsident von Amlikon-Bissegg machte sich Othmar Schmidt für eine sichere Energieversorgung aus erneuerbaren Energien stark - alles nur machbar mit Hilfe digitaler Technologien. Heute ist er Vizepräsident des Vereins Smarter Thurgau und Markenbotschafter der Macardo Swiss Distillery. Was Amlikon-Bissegg mit Smart Grids zu tun hat und was sich hinter Fasslager 4.0 verbirgt, verrät uns Othmar Schmid im Interview.

Energieversorgung aus erneuerbarer Energie

Wegweisend trieb Othmar Schmid die Energiewende in der Gemeinde Amlikon-Bissegg an. Er freut sich: „Im Vergleich zu anderen Gemeinden sind wir in Amlikon-Bissegg einen Schritt vorausgegangen und haben es angepackt. 2010 standen wir alleine vor der Herausforderung, Smart Grids anbieten zu wollen, und vom Bund gab es noch kein Gesetz für den Einsatz dieser neuen Technologien. Mit einem sehr guten Projektleiter haben wir alle öffentlichen Liegenschaften einbezogen und auch für den privaten Bereich Smart Grids angeboten.“ Insgesamt schafft Amlikon-Bissegg nun, 73% des Energiebedarfes der Gemeinde aus erneuerbarer Energie zu bewerkstelligen, vor allem aus Photovoltaik und einer Biogasanlage.

Pilot zur Energie-Rücklieferung

Die digitale Transformation hilft auch, bei der Energieversorgungssicherheit vorwärts zu machen. So gleiste die Gemeinde Amlikon-Bissegg ein Pilotprojekt zur Energie-Rücklieferungen auf. In der ursprünglichen Form der Stromversorgung ist dies nicht vorgesehen. In Amlikon-Bissegg hat man neu gedacht: Mit der EKT, dem Bundesamt für Energie und der Zürcher Hochschule für  Angewandte Wissenschaften Winterthur (ZHAW) wurde überlegt, wie eine private Biogasanlage von einem ortsansässigen Landwirtschafts- & Käsereibetrieb intelligent zur Abfederung von Strom-Spitzenlasten in der Gemeinde eingesetzt werden könnte. Othmar Schmid sagt: „Die Spitzen sind ein Thema, gerade wenn die Betriebe morgens anfangen. In der Gemeinde haben wir eine grosse Biogasanlage, die laufen soll, wenn die Industrie um 6 Uhr anfängt zu schaffen.“ Der Besitzer der Biogasanlage wurde angesprochen, er vertraute auf seine Gemeinde. Testläufe starteten und Wetterprognosen wurden zugrunde gelegt, um mit digitalen Tools zur Energierücklieferung bei Lastspitzen beizutragen. Nach einem halben Jahr der Zusammenarbeit konnte die Biogasanlage für die Spitzenlast intelligent gesteuert werden, worüber nicht nur die Gemeinde erfreut ist, sondern auch der Besitzer des landwirtschaftlichen Grossbetriebs.

Stolz auf das eigens gebaute Glasfasernetz

Ein weiteres Thema in Amlikon-Bissegg war der Empfang bzw. die Abdeckung für die Telekommunikation, welche sehr schlecht war. Für den Bau eines Kommunikationsnetzes wurden in der Gemeinde Unterschriften gesammelt. Man wollte bewusst eine eigene Lösung realisieren und keinen kommerziellen Anbieter nehmen. Letztlich war die Gemeinde überzeugt, flächendeckend ein eigenes Glasfasernetz FTTH (Fiber-to-the-Home) zu bauen und setzte dabei bewusst auf eine Open-Access-Strategie. Mittlerweile sind unter anderem auch die Swisscom und Sunrise auf dem FTTH-Netz verfügbar.

Breitband-Powerline zum Auslesen von Strom- & Wasserzählern

„Wir als Gemeinde haben realisiert, dass man für das Ablesen von Strom- & Wasserzählern nicht mehr die Liegenschaften betreten muss. Wir sind schon viel weiter, wir können bei jeder Liegenschaft in Amlikon-Bissegg die Verbrauchszähler extern auslesen und bei Bedarf auch steuern. Das Auslesen der Zählerdaten (Strom & Wasser) erfolgt über Breitband-Powerline.“ Die Breitband-Powerline-Technologie schliesst die Kommunikationslücke im Mittel- & Niederspannungsnetz zwischen Energieversorgern, deren Kunden und den technischen Anlagen im Netz. Hierfür nutzt die Technik bewährte Standards aus der Telekommunikation wie Breitband, das TCP/IP Protokoll und Ethernet.

Fasslager 4.0

Heute ist Othmar Schmid mit Leib und Seele Markenbotschafter der Marcado Swiss Destillery, der nachhaltigsten und hoch-innovativen Brennerei in Amlikon-Bissegg. „Die Qualität überzeugte mich und das Geschäftsmodell auf der Grundlage von Technologie und die Vernetzung fasziniert mich. Von Anfang an wurde das Geschäftsmodel technologisch hoch geplant. Der Betreiber setzte es erstmals hier in Amlikon-Bissegg um. Die Brennerei verfügt über ein Fasslager für 400 Fässer. Die Fässer sind einzeln montiert und mit Sensoren ausgestattet, welche verschiedene Daten über den Zustand des Destillates messen und diese an einen zentralen Server übermitteln. Mit der Digitalisierung wissen wir nun mehr über den Reifungsprozess und Schwund der Produkte. Auch im Bereich des Bed & Breakfest (B&B) hält die Digitalisierung bei Macardo Swiss Einzug. Es kann online gebucht werden und das Einchecken erfolgt an einem Check-In Terminal ohne Personal. In der „Honesty Bar“ basiert die Konsumation auf Vertrauen. Der Kunde wird nicht bedient, sondern loggt sich in den Raum ein, konsumiert und bezahlt mit Karte oder Twint.“

Rolle des Vereins Smarter Thurgau

„Ich wünsche mir von dem Verein Smarter Thurgau, dass die Digitalisierung im Thurgau mit den Schwerpunkten des Vereins vorangetrieben wird. Zum einen ist der Digital Campus wichtig, die Aus- & Weiterbildung im Thurgau anzugehen. Zum anderen kann der Verein ein idealer Brückenbauer bezüglich der Energiewende sein. In der Schweiz heisst es immer, wir haben zu wenig Energie. Der Verein Smarter Thurgau wäre ideal, die Partner zusammenzubringen, da er ohne Vorteilsgedanken rangeht. Die Partner können sachlich das Thema Energiewende argumentieren, dass niemanden etwas weggenommen wird und der Verein für alle Partner unterstützend agiert. Denn die Frage ist immer, wie kommt man zusammen! Und von unserem Projekt Lieblingsorte verspreche ich mir, dass wir damit unserem Tourismus auf die Sprünge helfen, denn der Thurgauer Tourismus hinkt noch sehr hinter seinen Möglichkeiten her. Es sollten alle Angebote sichtbar werden: Jugendherbergen, private Unterkünfte, kommerzielle Dienstleistungen und Angebote der Landwirtschaft sollten auf der Plattform Lieblingsorte sichtbar sein. Zum Thema Gesundheit und der Gesellschaft ist zu sagen, dass die Bevölkerung immer älter wird und deshalb der Verein die älterwerdende Bevölkerung übergreifend in seine thematische Ausrichtung einfliessen lassen sollte."

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